Peter Suess

Peter Suess

* 25.09.1935
† 24.06.2014 in Bayreuth
Erstellt von Nordbayerischer Kurier
Angelegt am 02.07.2014
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NACHRUF

02.07.2014 um 11:00 Uhr von Nordbayerischer

„Er war der Mann fürs große Ganze“

 

Peter Suess ist tot: Der Architekt war kluger Netzwerker, Gestaltungs-Kritiker und bekennender Bayreuth-Liebhaber

 

Die Nachricht hat viele Bayreuther betroffen gemacht. Denn er war ein Mann, der bekannt war in seiner Heimatstadt: Peter Suess, Ingenieur und Architekt, ist im Alter von 78 Jahren gestorben.Wegbegleiter nennen den leidenschaftlichen Bayreuther einen Querdenker. Einen, der sich ungern in eingefahrenen Spuren bewegte. Einen, der durch seine Präsenz keine Probleme hatte, im Mittelpunkt zu stehen. Der sein Herz auf der Zunge trug, der geradeheraus sagte, was ihm auf der Seele lag. Der auch aneckte.

 

Peter Suess stieg kurz nach dem Architekturstudium in den 60er Jahren bei seinem Stiefvater Friedrich Hereth ins Architekturbüro Hereth ein. Im Zusammenhang mit seinem Namen wird immer das Klinikum Bayreuth genannt, für das das Büro Hereth-Suess die Werkplanung, die Ausschreibung und Bauleitung übernommen hatte, wie Wolfgang Becher, ab 1992 bis zu Suess’ Ausscheiden Ende 1997 sein Partner im Architekturbüro Suess & Becher, sagt. Markante Gebäude im Stadtgebiet wie die Zentrale der AOK oder das Druckhaus Bayreuth kommen ebenfalls aus diesem Büro, das zusammen mit dem Statikbüro Hereth die Bayreuther Baugeschichte in der Nachkriegszeit um einige Kapitel erweitert hat.

 

Das Thema Klinikum hat Suess lange beschäftigt. Nicht nur während der Bauzeit, sondern vor allem danach: „Im Zuge des Klinikum-Neubaus gab es eine Reihe von Prozessen, angestrengt vom damaligen Geschäftsführer Johannes Binner, die Peter Suess allerdings alle gewonnen hat. Bis auf einen, da gab es einen Vergleich“, sagt Becher. Das Büro Hereth-Suess war ebenso wie die Gemeinschaft Suess & Becher eine feste Größe beim Bau von Krankenhäusern: „Insgesamt haben wir bestimmt 35 Kliniken gebaut.“

 

Kurz nach Bechers Einstieg in das Architekturbüro starteten sie ihr Engagement in den neuen Bundesländern: „Wir haben zwei Büros gegründet in Zwickau und in Leipzig, hatten teilweise 85 Mitarbeiter. Im Nachhinein betrachtet, war das eigentlich ein Fehler“, sagt Becher. Viele große Projekte, in viel zu kurzer kurzer Zeit zu stemmen. Wieder waren es Kliniken, Verwaltungsbauten wie die Hauptverwaltung der LVA Sachsen in Leipzig. Viele Aufträge, die Suess an Land gezogen hat, denn er war der Netzwerker, hatte die Kontakte. „Er hat durch seine Eloquenz und seine Präsenz die Auftraggeber überzeugt“,sagt Becher. „Im Büro hatte er die Gabe, die Mitarbeiter zu motivieren, Leistung zu bringen. Das ist etwas, das nicht jeder kann.“ Das Tagesgeschäft, die Kontrolle der Pläne bis ins letzte Detail, das sei nicht sein Ding gewesen: „Er war der Mann fürs große Ganze. Wecken der Baulust – das war bei uns das geflügelte Wort über lange Zeit. Das passte zu seinem dynamischen Auftreten“, sagt Becher. Eine Dynamik, die Suess auch im Sport lebte: Als leidenschaftlicher Fußballer bis ins hohe Alter, auf Skiern – oder mit dem Rad, mit dem er in Bayreuth stets unterwegs war.

 

Nach seinem Ausscheiden aus dem Büro wurde Suess zu einem, der sich einmischte, weil ihm sein Bayreuth am Herzen lag. Die Idee, bei der Marktsanierung ein Haus im Markt planerisch anzudenken, um den großen Markplatz zu gliedern, kam von Suess. Das Haus im Markt fand den Weg in die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb, fiel aber später den Änderungswünschen des Stadtrats zum Opfer. Ebenso kämpfte er lange für eine Tiefgarage unter dem Markt, um dem Einzelhandel mehr Frequenz zu bringen. „Er hat oft den Finger in die Wunde gelegt. Mehr als einmal war ihm die Stadtgestaltung zu konservativ. Das hat er auch sehr pointiert zur Sprache gebracht. Er hat auch ein gutes Gefühl dafür gehabt, was gerade im Schwange war“, sagt Becher.

 

Politisch engagierte sich Suess über viele Jahre bei der Bayreuther Gemeinschaft, wo er unter anderem die „Zeitreise“-Serie über Bayreuth in den 50er, 60er und 70er Jahren mit konzipierte und bei den Aufführungen dabei war. Auch hier kam Suess zugute, dass er keine Scheu vor der Öffentlichkeit hatte: „Fürs Publikum – egal, bei welchem Anlass – waren das tolle Auftritte, wenn er sprach. Ein guter Redner, der die Leute ansprechen konnte. Für die, die er im Visier hatte, war das nahe dran am Derblecken“, sagt Becher

 

Ähnlich wie Wolfgang Becher spricht Marion Resch-Heckel, die Leiterin der Bauabteilung der Regierung von Oberfranken, über Peter Suess. Die Nachricht von seinem Tod habe sie geschockt, „weil er ein herausragender Architekt und Kollege war“, wie Resch-Heckel sagt. „Fachlich wie menschlich.“ In den mehr als 30 Jahren, in denen sie und Suess immer wieder zusammengearbeitet haben – oft auch beim Architekturtreff Bayreuth – habe Suess durch seine Ideen und seinen Willen, Gestaltung und Baukultur zu fördern, geholfen, neue Wege zu öffnen. „Wenn er beteiligt war, war es für Bayreuth immer ein Gewinn.“ (wah)

02.07.2014 um 10:57 Uhr von Nordbayerischer
Foto 4 für Peter Suess

Nordbayerischer Kurier

vom 02.07.2014
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