Adele Wendt

Adele Wendt

geb. Brandt
* 11.05.1917
† 26.03.2005 in Bremen
Erstellt von Marga Hillmann
Angelegt am 02.07.2012
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Adele Wendt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Gedenkansprache für Frau Adele Wendt am 01.04.05

02.07.2012 um 12:54 Uhr

Sehr geehrte Familie, liebe Freunde und Anteilnehmende.

An diesem Ort der Trauer nehmen sie heute zum letzten Mal Abschied von ihrem hochgeschätzten Familienmitglied Adele Wendt.

Auf viele Jahrzehnte vertrautes miteinander blicken sie nun zurück. Und seit dem 26. März gibt es für sie nur noch Erinnerungen an ihre schöne gemeinsame Zeit. Rückblickend mögen sie die schönen und spannenden Jahre mit ihr als doch gerade begonnen betrachten.

Und dennoch stellen sie fest, dass sie sie während ihrer 88 Lebensjahre einen großen Teil ihres Lebens begleiten durften.

Ja wie schnell ist die Zeit verstrichen, wo sind die Jahre geblieben.

Und Sie mögen für sich denken:

Angedenken an das Gute hält uns immer frisch bei Mute.

Angedenken an das Schöne ist das Heil der Erdensöhne.

Angedenken an das Liebe, Glücklich! Wenn's 1ebendig bliebe.

Angedenken an das eine bleibt das Beste, was ich meine.

Und so hat sie nun nach einem, spannenden erlebnisreichen und glücklichen Leben ihren Platz in ihrer aller Herzen, sodass sie bis in alle Ewigkeit in ihren Erinnerungen weiterlebt.

Denn mag ein Leben noch so erfüllt und lang gewesen sein, werden wir seit Anbeginn immer wieder an die Worte eines Mannes erinnert, der vor über 2800 Jahren folgendes sagte:

"Die Tage unserer Jahre an sich sind siebzig Jahre, und wenn sie zufolge besonderer Kraft achtzig sind, geht ihr Drang doch nach Ungemach und es wird bestimmt schnell vorübergehen und hinweg fliegen wir."

Ja ihrer Adele wurden zu den in Kraft erreichten 80 Jahren noch fast 8 weitere hinzugefügt, die sie in ihrer Bescheidenheit dankbar annahm, Tag um Tag. Bis zu Jenem Tag ihres Todes, hörten sie niemals ein Wort der Klage, ganz im Gegenteil sie machte immer das Beste aus der gegebenen Lebenssituation. Und sie stellen im Nachhinein fest, wie schnell die Jahre des Lebens doch vergangen sind. Und damit wird uns vor Augen geführt, dass wir so, wie wir geboren werden, auch jeden Augenblick durch das einwirken fremder Einflüsse, oder durch eine Erkrankung, sowie durch die schwindende Lebenskraft vom leben abgeschnitten werden können.

Und so zog nun in ihrem Leben Trauer, Kummer und Schmerz ein.

Daher ist es gut, dass wir Menschen und insbesondere sie als Familie, nun im Rahmen dieser Trauerfeier ganz bewusst diese Zeit des Abschiedes durchleben. Denn Trauer muss durchlebt werden, durchlitten, zugelassen und gezeigt werden.

Über diesen schmerzlichen Verlust sollten Sie sprechen dürfen. Sich zu erinnern, an all das Gute, das gemeinsam erlebt wurde, wird Ihnen helfen, die Trauer zu verarbeiten. Es ist der schmerzhafte, aber einzige Weg, das Leben danach wieder annehmen zu können.

Und was auch hilft, das sind die schönen Erinnerungen, die man immer wieder durch das vertraute Gespräch aufleben lassen sollte.

Und so nahm alles seinen Anfang als am 11. Mai des Jahres 1917 ihre Adele das Licht der Welt erblickte. In dem besinnlichen Thedinghausen ist sie mit ihren Schwestern Meta und Hanna im elterlichen Haus aufgewachsen.

Obwohl die Zeit nicht leicht war, der erste Weltkrieg sowie die Nachkriegsjahre, denen ja die großelnf1ation folgte, brachten oft große Entbehrungen mit sich. Aber sie lernte früh den wirklichen Werten des Lebens ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Der Familie und den echten Freunden, die immer füreinander da sein würden.

Nachdem sie die Schule erfolgreich abgeschlossen hatte, begann sie erst einmal in einem Haushalt zu arbeiten und begann dann im Anschluss eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin.

Nun während des zweiten Weltkrieges hatte sie ihren Verlobten der als Jagdflieger bei der Luftwaffe diente verloren.

Doch das leben musste weiter gehen und so begegnete sie der Zukunft voller Tatandrang.

Nun nach Kriegsende stellten sich die Weichen des Lebens noch einmal als sie ihren Oskar schätzen und lieben 1ernte. Denn -gekannt hatte sie ihn ja schon lange Zeit, da die beiden ja schon die Schulbank gemeinsam gedrückt hatten. Und nun sollte es für ein Leben lang sein.

Im Jahre 1946 gaben sie sich das Ja Wort um fortan die Guten als auch die schwierigen Tage des Leben gemeinsam zu meistern. Das junge Glück nahm seinen Anfang im Elternhaus, wo ein Zimmer zur Verfügung stand. Von Thedinghausen aus ist sie dann mit ihrem Oskar nach Bremen gezogen. da er dort bei der Polizei eine Anstellung gefunden hatte.

In der Hermann-Heye-Strasse fanden die beiden schließlich die Wohnung wo sie sich bis zum Jahre 2002 so sehr wohl gefühlt hatte. Anfang der 50iger Jahre hat sie im Modehaus Brüggemann als Verkäuferin angefangen. Ja, der Umgang mit den Kunden und der Mode, das war das, was ihr sehr gefallen hat und so blieb sie im Hause Brüggemann bis Mitte der 8Oiger Jahre tätig.

Gemeinsam mit ihrem Oskar verbrachte sie herrliche Urlaube im geliebten Bayrischen Wald und das über viele Jahre. Da sie selber keine Kinder hatte, schloss sie all ihre Nichten und Neffen, sowie die späteren Enkelkinder in ihr Herz, als wären es ihre eigenen.

Ja, sie war eine liebevoll, herzliche und großzügige Frau, die auch einen gesunden Humor hatte, sowie das Herz am rechten Fleck. Ja, bei jedem Familienfest da war sie dabei und es waren immer schöne und lustige Treffen, wo sie richtig aufblühte.

Was sich ihr im Leben auch in den Weg stellte, sie versuchte stets das Beste daraus zu machen. Sie resignierte nicht, war immer optimistisch aber auch realistisch, dem Leben gegenüber eingestellt.

Doch neben all dem Glück und der Freude, die man im Leben so genießen darf, laufen so manches mal unbemerkt, still und leise, Kummer, Schmerz und Leid auf schmalem Grad neben einem her. Und so zogen dunkle Wolken im Leben ihrer Adele auf, als ihr lieber Oskar sie verlassen musste.

Wie glücklich sie doch war, dass sie eine so tolle Familie an ihrer Seite wusste, sie haben ihr in ihrem Kummer geholfen, sodass sie wieder Freude am Leben gefunden hat.

Ja, eine enge Familienbande ist mit nichts in dieser Welt aufzuwiegen und dessen war sie sich sehr bewusst.

Ja, sie war der Welt und dem was sie zu bieten hatte sehr aufgeschlossen. Und so plante sie zweimal eine lange Reise quer durch die USA. Und eine Mittelmeerkreuzfahrt nahm sie auch in Angriff.

An alle dem erfreute sie sich noch eine beträchtliche Anzahl von Jahren, bis sie einige Male stürzte und sie so die Sicherheit verloren hatte um solche Reisen zu unternehmen.

Nun, Sie als Familie haben sie während dieser schwierigen Zeit in ihrem Leben in so manches Krankenhaus gefahren und so manches Mal an den verschiedensten Krankenlager besucht

Und wie hatte sie sich doch gefreut, wenn sie wieder in ihre Wohnung zurückkehren konnte. Sie liebte ihre Wohnung und blieb immer erst einmal ein paar Tage zu Hause, um ihre gemütlichen vier Wände so richtig genießen zu können.

Auch reiste sie noch einmal mit nach Nürnberg um auch die dort lebende Familie zu besuchen. Im Kreise ihrer Familie feierte sie ihren 80igsten Geburtstag im Hotel Werdersee in unvergessener gemütlicher Atmosphäre.

Im März des Jahres 2002 ist sie dann - schweren Herzens aus ihrer Wohnung ausgezogen, mit der so viele schöne Erinnerungen einhergegangen sind. Im Seniorenheim hatte sie aber eine gute und herzliche Betreuung erfahren dürfen, so dass sie sich auch dort wohl fühlen konnte. Für all das was ihr an gutes widerfahren ist, war sie in ihrer Bescheidenheit immer sehr dankbar gewesen. Und in ihrem 88. Lebensjahr ist sie nach einem spannenden, erfüllten und glücklichen Leben in Frieden eingeschlafen. Und so tragen sie ihre Adele Wendt heute zu ihrer letzten Ruhestätte.

Wollen sie doch durch einen Augenblick der musikalischen Untermahlung all das Gesagte und in Erinnerung gerufene in ihren Herzen für alle Ewigkeit verankern und sie so in sich weiter Leben lassen.

Leider hat der Tod seit Tausenden von Jahren diese Macht, einen geliebten Menschen vom Leben abzuschneiden. Eine Tatsache die uns Angst macht. Angst oftmals auch vor dem Ungewissen, was geschieht nach dem Tod. Doch der Mensch muss seit Anbeginn damit Leben. Und daher fragen wir uns auch früher oder später:

Sind wir nur dazu da um eine kurze Zeit zu leben, das Beste daraus zu machen und dann zu sterben? Wohin führt uns unser Weg? Können wir mehr erwarten, als nur den kurzen Kreislauf des Lebens von der Geburt bis hin zum Tod?

Sehr geehrte Familie, den Schmerz, den Kummer ja die Trauer, die sie tief in sich tragen, mögen die folgenden Zeilen ein ganz wenig in Worte kleiden:

"Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen und wollte doch so gern noch bei uns sein.

Unsere- Herzen werden Dich niemals auch nur eine Sekunde verlassen und wir sind und wir werden bis in alle Ewigkeit diejenigen sein, die Dich ohne Grenzen lieben.

Von nun an hören Sie die ihnen so vertraute Stimme nicht mehr, was aber bleibt, dass sind die schönen Erinnerungen. Mögen sie doch den schönen Erinnerungen die Ihnen bleiben, in Ihrem Herzen- einen festen Platz einräumen. Dietrich Bonhoeffer schrieb darüber folgendes:

"Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.

Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.

Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich."

Doch alles braucht seine Zeit, denn die Wunde der Trauer, die entsteht, heilt nur langsam. Nur die Zeit kann langsam den Abschiedsschmerz heilen lassen.

Und daher braucht Trauer Ohren, die zuhören, Augen, die weit sehen, Hände, die helfen, und Lippen, die Wege weisen! Doch was immer sie auch glauben mögen, was nach dem Tod geschehen wird, so wollen sie sich doch zu Lebzeiten, wie die Blüten dieser Blumen dem Sinn des Lebens öffnen. Die Sonne ja das Licht suchen.

Abschließen möchte ich die Trauerfeier mit einem Gedicht, dass die Lebenslänge des Menschen mit einer Uhr vergleicht.

"Ich trage wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir,

wie viel es geschlagen habe, genau sehe ich an ihr.

Es ist ein großer Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,

wenngleich ihr Gang nicht immer den törichten Wünschen genügt.

Ich wollt sie wäre rascher gegangen an manchem Tag,

ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag.

In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh,

was immer geschah im Leben, sie pochte im Takt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr,

sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traueraltar,

sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, wills Gott, noch oft,

wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele hofft.

Doch ward sie auch manchmal träger und drohte zu stocken ihren Lauf,

so zog der Meister immer großmütig,

doch stände sie einmal stille, dann wär's um sie geschehen,

kein anderer als der sie fügte bringt die Zerstörte zum Gehen.

Dann müsste ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit,

wohl draußen jenseits der Erde, wohl dort in der Ewigkeit.

Dann gäbt ich sie ihm zurücke mit dankbar kindlichen Flehen:

"Sieh Herr, ich hab nichts verdorben, sie blieb von selber stehn:'"

Carl Loewe

02.07.2012 um 12:54 Uhr
Foto 2 für Adele Wendt