Felix Uwe Nicklas

Felix Uwe Nicklas

* 20.06.1984
† 28.09.2015 in Alexandria
Erstellt von Nordbayerischer Kurier
Angelegt am 20.10.2015
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Er war ein Journalist mit Bayreuther Wurzeln:

27.10.2015 um 09:20 Uhr von Nordbayerischer

Felix Nicklas, Online-Redaktionsleiter beim Berliner Magazin Wired. Am 28. September ist er während einer Reise nach Ägypten gestorben. Offizielle Stellen haben dem Kurier bestätigt, dass es keine Hinweise auf eine unnatürliche Todesursache gibt. Er war erst 31 Jahre alt.

„Felix war immer sehr überlegt und gleichzeitig sehr interessiert an allem. Und er war einer der ersten, der in die Großstadt wollte und das auch explizit umgesetzt hat“, erinnert sich Alexander Gradl, ebenfalls ein Exil-Bayreuther, der mittlerweile in Hamburg lebt. Anfang der 2000er Jahre hatten die beiden die gleiche Clique und versuchten mit Freunden, in Bayreuth eine großstadtähnliche Party-Szene zu etablieren. Und sie verbindet noch etwas: Beide arbeiteten vor Jahren für den Nordbayerischen Kurier, wenn auch nicht gleichzeitig.

Felix Nicklas strebte nach dem Abitur in Bayreuth bewusst in die weite Welt und raus aus seiner Heimatstadt. Er studierte an der Freien Universität Berlin und fasste auch beruflich Fuß in der Hauptstadt: Ab 2008 schrieb er dort sechs Jahre lang für das Magazin Vice. Vor allem politische Themen recherchierte und kommentierte der Bayreuther: Afghanistan-Krieg und Vorratsdatenspeicherung, Putin und Rechtsextremismus. Im Kurier sprach er 2012, sechs Jahre nach seinem Praktikum in der Redaktion, von seinen Erlebnissen als Journalist beim „Nationalen Frankentag“, einem der größten Rechtsrock-Festivals in Bayern.

Felix Nicklas fasste seine Meinung in klare Worte und portraitierte Menschen in von Krieg und Krisen geschüttelten Regionen, reiste dafür nach Istanbul und in den Irak. Er schrieb abstrus wirkende Reiseberichte und ging auch vermeintlichen Possen nach – wie dem „Spätzle-Attentat“ auf die Käthe-Kollwitz-Statue im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. An unflätigen Formulierungen scheute er sich nicht, ebenso wenig an plakativen Beschreibungen: Es gibt Texte von ihm, für die der Online-Leser bestätigen muss, dass er mindestens 18 Jahre alt ist, um sie lesen zu dürfen.

Von Vice wechselte er 2014 zu Wired, einem Magazin mit den Schwerpunkten Technologie und Netzkultur. Zunächst war er als Online-Redakteur beschäftigt, im März dieses Jahres übernahm er die Leitung der Online-Redaktion. Seine Kollegen zeigen sich betroffen und bestürzt. Mit seinem Engagement habe er „entscheidend zum Erfolg von Wired beigetragen. Er wird uns sehr fehlen.“ Seine Freunde bezeichnen ihn in einem gemeinsamen Nachruf unter anderem als „treuesten Verbündeten“, als Komplizen und Tröster, unbedingt loyal und leidenschaftlich für die Menschen, die ihm am Herzen lagen. Aus ihren Worten wird auch die Hochachtung für seine journalistische Arbeit deutlich: Im Mittelpunkt hätten für ihn immer die Menschen gestanden. „Er ist immer bewusst dahin gegangen, wo es weh tut. Er hat nie einfach nur nachgeplappert“, erinnert sich auch Alexander Gradl.

Weil Felix Nicklas im Ägypten starb, ist die Botschaft in Kairo informiert und eingebunden. Das bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes auf Nachfrage. Allerdings ist das nicht als Zeichen für Ungereimtheiten zu werten: Die Botschaft oder das Honorarkonsulat werden grundsätzlich bei jedem Todesfall im Ausland informiert. Die Behörden helfen den Hinterbliebenen dabei, die notwendigen Schritte zu erledigen und die Abläufe zu organisieren. In die aktuelle teilweise Reisewarnung für Ägypten ist die Stadt Alexandria nicht eingeschlossen.

Nordbayerischer Kurier

vom 20.10.2015

Nordbayerischer Kurier

vom 20.10.2015